In den letzten Wochen haben die Kapitalmärkte spürbar an Wert verloren. Die Kursrückgänge waren zum Teil deutlich, und auch die begleitende Berichterstattung in den Medien hat nicht dazu beigetragen, Sorgen oder Zweifel zu zerstreuen. Viele Anleger fragen sich in solchen Phasen: „Soll ich etwas tun?“, „Ist es diesmal nicht vielleicht doch anders?“ oder gar: „Wäre es klüger, vorerst auszusteigen?“
Vielleicht haben wir bereits persönlich über die aktuelle Entwicklung gesprochen. Vielleicht ist dies aber auch Ihre erste Einordnung über unsere Zusammenarbeit hinaus. In jedem Fall möchte ich Ihnen mit diesem Schreiben eine fundierte, langfristige Perspektive bieten – ergänzt durch einige ausgewählte Grafiken, die den historischen Kontext verdeutlichen und helfen sollen, Emotionen mit Fakten zu balancieren.
Emotion ist der natürliche Feind des langfristigen Anlageerfolgs
Marktrückgänge sind unangenehm. Das ist menschlich. Verluste belasten unser Sicherheitsgefühl stärker als Gewinne uns erfreuen – ein psychologisches Phänomen, das als Verlustaversion gut dokumentiert ist. In Krisenzeiten scheint plötzlich alles unsicher: Nachrichten wirken bedrohlich, frühere Strategien scheinen fraglich, und selbst rationale Anleger beginnen, die eigene Disziplin infrage zu stellen.
Doch genau in diesen Momenten entscheidet sich, wer langfristig erfolgreich investiert – und wer auf halber Strecke abbiegt.
Rückgänge sind normal – sogar häufig
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Schwankungen und Rückschläge gehören zum Wesen der Kapitalmärkte. So hat der US-amerikanische Aktienindex S&P 500 – eine der meistbeachteten Referenzgrößen weltweit – in fast jedem Jahr Rücksetzer von mindestens 5 % erlebt. Rückgänge von 10 % oder mehr traten in rund zwei Dritteln der Jahre auf, Rückgänge von über 20 % immerhin in rund jedem vierten Jahr (siehe hierzu auch Siehe Grafik 4).
Dennoch hat der Markt langfristig eine durchschnittliche Jahresrendite von rund 10 % erzielt – trotz (oder gerade wegen) dieser zwischenzeitlichen Einbrüche.
Diese Grafik zeigt eindrucksvoll, dass der Durchschnittsrendite des S&P 500 – die berühmten 10 % – in der Realität nur sehr selten vorkommt. Tatsächlich gab es nur 6 Jahre in rund einem Jahrhundert, in denen die Rendite in einem „durchschnittlichen“ Korridor lag. In den meisten Jahren lagen die Ergebnisse deutlich darüber oder darunter.
Dieses „Zickzack-Muster“ ist kein Fehler des Systems – es ist das System. Wer investiert ist, muss mit Ausschlägen leben. Wer langfristig investiert bleibt, profitiert von ihnen.
Nach dem Sturm folgt oft der Aufschwung
Ein weiterer, oft unterschätzter Aspekt: Gerade nach besonders starken Einbrüchen sind die Renditen in den darauffolgenden Jahren häufig überdurchschnittlich hoch.
Die Zahlen sind eindeutig: Nach einem Rückgang von z. B. 20 % im MSCI World lag dessen durchschnittliche Marktrendite in den drei Folgejahren bei über 24 %. Über einen Fünfjahreszeitraum betrug der Zuwachs im Mittel sogar rund 50 %. Wer also in solchen Phasen Geduld zeigt und investiert bleibt, wird oft überdurchschnittlich belohnt.
Diese Daten zeigen eindrücklich: Nicht der Rückschlag selbst ist das Problem – sondern der Versuch, ihn zu „umgehen“, indem man sich vom Markt entfernt.
Die teuersten Tage sind die, die man verpasst
Denn das größte Risiko ist nicht das Verlustrisiko eines Einbruchs – es ist das Verpassen der anschließenden Erholung. Viele Anleger glauben, durch kluges Ein- und Aussteigen Verluste reduzieren zu können. Die Realität zeigt jedoch: Wer auch nur einige wenige Tage der Erholung verpasst, schmälert seine Gesamtrendite dramatisch.
Hätten Sie im S&P 500 im Zeitraum1990-2023 die 15 besten Börsentage verpasst, wäre Ihre durchschnittliche Jahresrendite von über 10 % auf 6,8 % gesunken. Verpasst man die 25 besten Tage, sind es nur noch 5,3 % – ein Unterschied, der bei einem langfristigen Anlagehorizont über Hunderttausende Euro entscheiden kann.
Das eigentlich Paradoxe daran: Diese besten Tage liegen statistisch oft direkt neben den schlechtesten Tagen. Auch in der aktuellen Krise hat der S&P am 09.04.2025 an einem einzigen Tag einen Sprung von 9,5% nach oben gemacht. Wer also versucht, dem Abschwung durch kurzfristiges Aussteigen zu entkommen, verpasst mit hoher Wahrscheinlichkeit genau den entscheidenden Moment der Erholung.
Auch starke Jahre verlaufen selten ruhig
Ein weiterer Irrtum: Viele positive Börsenjahre verlaufen keineswegs „geradlinig“ nach oben. Selbst in Jahren mit hohen Endergebnissen gibt es innerhalb des Jahres teils deutliche Rücksetzer.
Beispielsweise gab es 1998 im Russell 3000 innerhalb des Jahres einen Rückgang von über 20 %, obwohl das Jahr mit einem Plus von rund 20 % endete. Solche Verläufe sind typisch – und genau deshalb ist es gefährlich, sich von kurzfristigen Schwankungen leiten zu lassen.
Warum langfristig und wissenschaftlich orientierter Ansatz gerade jetzt sinnvoll ist
Als mein Mandant profitieren Sie von einem wissenschaftlich fundierten, disziplinierten Anlagekonzept – ohne Market-Timing, ohne ständiges Umschichten. Mein Fokus liegt nicht auf dem Versuch, kurzfristige Entwicklungen zu antizipieren, sondern auf einem robusten, global diversifizierten Portfolio, das über Jahre hinweg nachhaltig wachsen kann.
Dieser Ansatz bewährt sich nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Konsequenz in unsicheren Zeiten.
Wenn Sie die Nachrichtenlage beunruhigt: Sie sind nicht allein. Doch für Ihren langfristigen Anlageerfolg ist es wichtiger, mit einem klaren Konzept ruhig zu bleiben, als auf jede Schlagzeile reflexartig zu reagieren. Wer langfristig Vermögen aufbauen oder erhalten möchte, kommt an dieser Erkenntnis nicht vorbei: Zeit im Markt schlägt Timing des Marktes.
Fazit: Bleiben Sie investiert – bleiben Sie diszipliniert
Ich hoffe, dieser Beitrag hilft Ihnen, die aktuelle Lage einzuordnen und Ihrem langfristigen Konzept weiter zu vertrauen. Gerne erläutere ich Ihnen auch persönlich die Hintergründe der einzelnen Grafiken oder bespreche mit Ihnen, wie wir Ihre Anlagestrategie konsequent fortführen können.


